Hallo Hartmut,
Am 09.08.2007 um 15:43 schrieb Hartmut Sadlowski:
> Hallo!
> Wie ich Dir angedroht hatte, hier ein Draft für meinen "Deutsch für
> Informatiker"-Artikel!
> Das Layout ist etwas zerissen durch die Mailformatierung.
Donnerwetter, ich habe erstens nicht damit gerechnet, daß noch jemand
anderes Texte zu dieser Serie schreiben möchte, und zweitens mit Dir
schon gar nicht! Aber nicht übel, der Text!
Für einige Abschnitte könntest Du evtl. noch Java- oder sonstigen
Code einfügen, der die Operationen auf dem Objekt "Deutsch" auch für
die E-Pool-Zombies anschaulich darstellt.
Den Text werde ich für die übernächste Ausgabe vormerken (2008-1,
erscheint entweder Anfang Februar oder - nicht unwahrscheinlich -
Anfang des SS08). In der nächsten Ausgabe wird die Serie erst mal
starten.
> Grüße
> Hartmut
> --
Gruß
Andreas Marc Klingler
>
> Substantivkonkatenation
>
> Eine Besonderheit der deutschen Sprache ist die beliebige
> Konkatenation (Verkettung) von Substantiven.
> Dabei wirkt das angehängte Substantiv als beschreibendes Attribut
> des Substantives, oder besser, es wird eine neue Klasse von
> Objekten geschaffen, deren sprachliche Basisklasse das erste
> Substantiv ist.
> Das neu angehängte Substantiv dient also als spezifizierender
> Parameter der neuen Klasse.
>
> Die Konkatenation geschieht dabei durch eine einfache
> Additionsoperation, die von links an das Substantiv herangeführt
> wird. Um die Ausführung auf der Audiohardware ( auch Mund genannt)
> zu beschleunigen und unnötige Knackser zu vermeiden, wird bei zu
> scharfen Brüchen in der Sprache entweder ein s oder ein e hinzugefügt.
> Das alte Substantiv, das sich nun mitten im Wort befindet, wird
> jetzt kleingeschrieben.
>
> Diese Konkatenation kann sich beleibig oft wiederholen, wobei das
> neue Substantiv immer von links addiert wird und dabei immer auf
> das zuletzt hinzugefügte Substantiv seine spezifizierenden
> Eigenschaften ausübt.
>
> Nach der Konkatenationsoperation entsteht wieder ein Substantiv,
> welches seinerseits als Konkatenationsoperand dienen kann.
>
> Als klassiches Beispiel bietet sich die hier die Klasse der Mützen an:
> Mütze
>
> Wir wollen jetzt aber nur eine bestimmte Sorte Mützen haben, mit
> weiteren Eigenschaften, die über die Standardklassifizierung
> hinausgeht. Die Eigenschaften beschrieben sämtlich Attribute, die
> mit dem Beruf des
> Kapitäns verbunden sind. Hierzu nehmen wir also das Substantiv
> Kapitän:
> Kapitän + Mütze => Kapitän[|s|e]mütze => Kapitänsmütze
>
> Wir können jetzt die Mütze selbst nicht mehr weiter spezifizieren.
> Die deutsche Sprache implementiert keine Mehrfachvererbung,
> deswegen können wir jetzt nur noch das Attribut Kapitän weiter
> definieren. Es soll ein
> "traditioneller"Kapitän aus der Schifffahrt sein:
> Schifffahrt + Kapitänsmütze => Schifffahrt[|s|e]kapitänsmütze =>
> Schifffahrtskapitänsmütze
> Zu beachten hierbei ist, das Schifffahrt selbst ein
> zusammengesetztes Substantiv aus Schiff und Fahrt ist.
>
> Diese Operation kann nun beliebig oft fortgeführt werden:
> Donaudampfschifffahrtskapitänsmütze.
>
> Als interessanter Nebeneffekt kann durch die
> Konkatenationsoperation nicht nur eine Spezifizierung herbeigeführt
> werden, sondern auch ein Substantiv mit einer völlig neuen
> Bedeutung. Dies ist besonders dann nützlich, um bei
> Dingen, deren Namen noch nicht festgelegt wurden, eine für alle
> Teilnehmer verständliche Deklaration zu benutzen.
> In diesem Fall handelt sich um eine Implemtierung von Interfaces in
> der deutschen Sprache.
>
> Bei seinem erstem Auftreten war der Flughafen z.B. nicht
> spezifiziert, sondern völlig unbekannt. Indem man jetzt die
> bekannte Oberklasse Hafen nahm und das Interface Flug
> implementierte, schuf man eine neue Klasse Flughafen, die, obwohl
> unbekannt, durch das Interface und die Methoden der Basisklasse von
> jedem Deutschcompiler sofort übersetzt und benutzt werden konnte.
>
> Probiert es selbst einmal aus! Fast alle Substantive lassen sich
> (halbwegs) sinnvoll verketten! So gibt es dann nicht nur Ameisen,
> sonden Picknickstörameisen, nicht mehr nur Bugs, sondern
> Studiumsabbruchbugs, etc. Das Potential dieser Operation ist noch
> lange nicht ausgeschöpft!
>
> ---
> Nächstesmal beschäftigen wir uns dann mit der Konkatenation
> beliebiger Wörter sowie der im deutschen einfachen
> Text-to-Spech-Umwandlung!
>