Von: Andreas Zeller <zeller@cs.uni-sb.de>
Datum: 20. Juli 2007 09:51:08 MESZ
An: Andreas Marc Klingler <andreas@fachschaft.informatik.tu-
darmstadt.de>
Betreff: Re: Frage zu dem "Wesen der Informatik"
Hallo!
On 19.07.2007, at 23:03, Andreas Marc Klingler wrote:
in Darmstadt läuft bereits die "Produktion" des Jubiläumsheftes
"11111 Jahre Inforz". Auf das bereits in Planung befindliche
Interview komme ich aber wohl erst nächste Woche zurück, habe aber
schon mal eine andere Frage, zu der Sie evtl. etwas sagen können:
Woher kommt "das Wesen der Informatik"?
Im Archiv taucht es in dem Inforz von Dezember 1986 zum ersten Mal
auf, es scheint aber schon im Herbst davor bekannt gewesen zu sein
und auch nicht erst später bei dem "Logo-Wettbewerb" entworfen zu
sein.
Die Signatur weißt mal "G. Sey", mal "G. Seyfried" auf. Von
Gerhard Seyfried haben wir mittlerweile hier zwei Comic-Hefte
gefunden, aber das Wesen ist darin nicht zu finden. Auch nicht in
einer ähnlichen Form.
Die Zeichnung ist von Gerhard Seyfried und im Buch "Wo soll das
alles enden?" erschienen. Dies ist eine Sammlung von Comics und
Skizzen, die wir damals gerne zur Produktion des Inforz benutzt haben.
1986 hatte ich die Redaktion des Inforz inne. Damals gab es noch
kein Web, keine Laserdrucker, und erst recht kein Layout-Programm.
(Immerhin: LaTeX wurde von den ersten benutzt.) Wir haben also die
getippen/geschriebenen Artikel ausgeschnitten, umgebrochen und auf
A4-Seiten montiert. (Dafür hatten wir speziellen Montage-Kleber
namens Fixogum, der erst nach etwa 30 Minuten fest wurde und so ein
Verschieben der aufgeklebten Abschnitte ermöglichte.) Um die
Leerstellen zu füllen und die Artikel zu illustrieren, haben wir
aus einschlägigen Sammlungen Schwarzweißzeichnungen herauskopiert,
ausgeschnitten und eingefügt. Eine dieser Sammlungen war das Buch
von Seyfried.
Vor 1986 hatte jede Inforz-Ausgabe einen eigenen Titelschriftzug.
Die erste Ausgabe, die ich gestaltet hatte, bekam denn auch einen
eigenen, und zwar einen von mir mit dickem Eddingstift
geschriebenen Schriftzug. (Da ich auf einer französischen Schule
gelernt hatte, hat mein "f" eine charakteristische
Doppelschleife.) Weil über dem schräg gestellten Titel links oben
Platz war, haben wir dort eine übrig gebliebene Zeichnung
eingesetzt - nämlich den "Bengel" mit dem Gewehr. Ich glaube
nicht, dass wir uns irgendetwas dabei gedacht haben.
In späteren Ausgaben haben wir - Traditionen brechend - den Inforz-
Schriftzug wiederverwendet, also einfach von der vorigen Ausgabe
kopiert. Dabei ist dann auch der Bengel mitkopiert worden. So
etablierte er sich irgendwann ungeplant und unbeschlossen zum
Maskottchen der Fachschaft.
Irgendwann haben sich dann auch Studenten beschwert, was denn
dieser Bengel auf dem Titelblatt zu suchen habe; es gab auch böse
Leserbriefe. Und dann haben wir darüber diskutiert, und
geantwortet, dass der Bengel für die Gefahren der "jungen"
Wissenschaft Informatik stehe - und dass wir uns dieser
Verantwortung bewusst sein sollten. Damit war der Bengel offiziell
inthronisiert, und wurde zum festen Bestandteil des Inforz.
Beste Grüße,
Andreas Zeller
P.S. Wg. Interview: Ich bin von 21.07. bis 08.08. in Urlaub; lassen
Sie mir eine Nummer da, ich rufe Sie dann zurück.
--
Andreas Zeller Saarland University http://www.st.cs.uni-sb.de/
zeller/