3.Teil - Anna Maria Haben Sie eine konkrete Vorstellung savon wieveiele Studenten die Universität aufnehmen kann? Tendenz für die Zukunft ist, Es stehen jetzt starke Schülerjahrgänge und doppelte Abiturjahrgänge an, und die Frage ist wie gehen die Universitäten damit um. Wir können und als TU Darmstadt vorstellen uns dieser Verantwortung zu stellen. Wir können uns das aber nur dann vorstellen, wenn wir eine vernünftige Grundfinanzierung dafür haben. Das nur über HochschulpaktXY-Mittel als Cofinanzierung hinzubekommen halte ich für nicht verantwortbar. Was unsere derzeitige Grundfinanzierung angeht - wir hatten im letzten Wintersemester knapp über 19.000 Studierende. Mehr als 20.000 kann ich mir mit dieser Grundfinanzierung nicht vorstellen. Dann brauchen wir wirklich finanzielle Mittel um dei Infrastruktur nachzuziehen - und zwar sowohl die bauliche als auch die personelle Infrastruktur . Wir haben das im Präsidium bereits mehrmals diskutiert. Wir haben jetzt zwei Erstsemesterjahrgänge gehabt, die sehr stark waren. Einige Bereiche sind jetzt so, dass wir sehr vorsichtig werden müssen mit dem aufnehmen - das betrifft gerade auch die Wirtschaftsingenieure, sonst überdehnen wir uns. Und als Gesamtuniversität kann ich mir nur einen weiteren Anstieg vorstellen, wenn eine vernünftige und langfristig gesicherte Grundfinanzierung da ist um höhere Studierendenzahlen zu bewerkstelligen. Also nicht wirklich mit 4000 Euro Zusatzmittel, womit wir dann versuchen mit zuätzlichen Tutorenprogrammenn Lücken zu füllen. Und das geht nicht, das geht nur über eine kurze Zeit und das tun wir bereits ein Stückchen weit. In einigen Fächern fahren wir bereits auf Überlast. Wenn wir jetzt noch wachsen wollen Worin sehen Sie die Ursache für die hohen Durchfallquoten in den ersten Semestern, und welche Maßnahmen kann man Ihrer Meinung dagegen unternehmen? Es ist immer im ersten Semester für viele ein Orientierungssemester, und viele werden Fächer studieren bei denen sie feststellen, dass sie ihnen doch nicht so liegen. Das ist nun ein nicht unnatürrlicher Prozess, dass in den ersten Semestern eine hohe Abrecherzahl vorhanden ist. Ein Stückchen kann man kompensieren, indem man Gespräche vorher führt. Zum einen kann man einschätzen, wie die Studieninteressierten wie gut sie sind aber auch um ein stückweit zu beraten. Gerade in den Ingenieurswissenschaften oder Fächern, die nicht in der Schule gelehrt werden herrschen manchmal ganz falsche Vorstellungen. Ich habe selbst Ingenieursstudenten kennengelernt, die sich wahnsinnig gewundert haben, dass man Mathematik können muss um Ingenieurswissenschaften zu studieren. Man kann durch Zulassungsgespräche, und das halte ich für ein sehr aufwendiges aber in der Regel auch sehr effizientes Verfahren, viele Dinge vorher abklären, indem man sich die Leute anguckt, mit ihnen spricht, feststellt ob sie qualifiziert sind, und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit kriegt man das hin. Denn wenn man zum einen das Abiturzeugnis sieht, und mit ihnen spricht und ihnen aber auch sage wie man die Dinge einschätzt. Eine andere Stategie die einige Fachbereiche fahren ist im ersten Semester relativ rigoros. Dann haben wir zwar im ersten Semester hohe Abbrecherquoten, aber das ist tolerabel, weil die Leute verlieren ein halbes oder maximal ein Jahr. Und die, die man im dritten Semester hat, die führen wir auch zum Ziel. Beides sind Stategien die man leben kann. Was ich nicht verstehe ist, wenn die Abbrecherquoten später hoch sind. Das ist dann auch schwer verantwortbar, da die Leute sehr lange in eine Karriere investieren, die sie nachher nicht gehen. Das am Anfang jemand feststellt dass er eine falsche Entscheidung getroffen hat, die man schnell korrigieren kann. Man sollte versuchen vorzubeugen, ich bin ein großer Freund solcher Bewerbungsgespräche. Und ich habe mich auch sehr nachdrücklich dafür eingesetzt, dass trotz der Diskussion um ZVS und ähnliches die Universitäten autonom bleiben im was die Aufnahme von Studierenden angeht. Es wird aktuell ein System entwickelt, was der Universität nicht die Entscheidungsfreiheit aus der Hand nimmt. So ein System wird es hoffentlich in zwei oder drei Jahren bundesweit geben. So, dass es zwar eine Koordination gibt, aber keine Verteilung so wie das bei der alten ZVS war. Wie gesagt, Gespräche sind eine Möglichkeit und ansonsten muss man dann halt das erste Semester so gestalten, dass die Studenten danach wissen ob sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ans Ziel kommen. Interessierte Schüler werden mit hohen Aufwand von Werbemaßnahmen an die Uni gelockt. Soll man sie gerade am Anfang besser unterstützen, oder sie doch ins kalte Wasser werfen? Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube man muss beides tun. Ich bin tendenziell ein Freund des kalten Wassers, weil dann lernen die Leute richtig schwimmen, aber man muss natürlich aufpassen, dass dabei nicht zuviele untergehen. Muss die Uni stärker auf die Schulen zugehen? Ich halte es für wichtig, dass die Universitäten stark auf die Schulen zugehen, und das machen wir im Prinzip bereits z.B. Saturday-Morning-Physics. Gerade in den Natur- und Ingenieurswissenschaften müssen wir uns den Schulen öffnen. Dass wir dann einen Teil derer die wir begeistert haben, selektieren müssen weil sie nicht stark genug sind, das ist so im Leben. Das man Menschen erstmal für etwas begeistern, und dann feststellen, dass sie es doch nicht packen, weil sie Dinge unterschätzen. Gerade in Fächern wie Mathematik, Physik und manchen Ingenieurswissenschaften wird das immer hohe Durchfallquoten geben. Man muss den Leuten nicht nur beim Einstieg, sondern auch beim Ausstieg helfen. Ich weiß zum Beispiel von der Humboldt-Universität Berlin, bei der ich ja vorher war, dass die Mathematik dort im ersten Studienjahr uniweit die höchste Abbrecherquote hatte, doch am Ende die meisten Studierenden zum neuen Studienziel führten. Das ist ja nicht schlimm. Schlimm wäre hingegen, wenn eine Person nach drei Jahren die Universität ohne Abschluss verlässt. Möchten Sie dass jeder Bachelor-Absolvent der TU auch in den konsekutiven Masterstudiengang welchseln kann? Ja, das habe ich von Anfang an gesagt, dass der bachelor eine guter Zwischenpunkt ist. Und dass nach einer breiten Bachelor, auch ein sehr spezieller Masterstudiengang folgen kann. Der Bachelorabschluss bietet eine gute Exit-Möglichkeit und eine gute Chance der Umorientierung. Wir möchten so ausbilden, dass die Leute auch zum Master kommen. Wie stehen sie dazu, dass der Zugang zu Masterstudiengängen auch mit Bachelorabschlüssen von der FH möglich ist? Solange wir wir Herr der Qualitätssicherung sind, warum sollten wir sehr gute Studierende, die von außen kommen daran hindern bei uns einen Abschluss zu machen. Wenn sie reinpassen, und das Niveau eher heben als senken, dann ist ein solcher Student für uns interessant. In Hessen kann auch mit einem Fachhochschulabschluss auch an der Uni studieren. Außnahme dazu ist die Universität Frankfurt. Worin liegen die untersciedlichen Argumente? Solche Dinge würde ich nicht an einer formalen Qualifikation sondern an der Leistungsfähigkeit festmachen. Warum sollen wir das Potential das wir an Studierenden haben nicht voll ausschöpfen. Da würde ich gerne auf jeder Ebene versuchen, dass Potential der besten Studierenden versuchen für diese Unversität zu gewinnen. Wie sehen Sie die Kommunikation innerhalb der TU Darmstadt? Die interne Kommunikation ist deutlich verbesserungswürdig. Wir sollten uns gemeinsam überlegen wie wir sie verbessern können. Ich weiß manchmal nciht wie ich mit dieser Universität kommunizieren soll, und das ist kein Problem dieser Universität. Es ist schwierig in so großen Strukturen, die nicht rigide organisiert werden können, gute Kommunikationsstrukturen zu haben. Manchmal wundere ich mich selbst wie stille Post funktioniert.